TikTok - junge Plattform mit rasantem Wachstum
TikTok ist eine der jüngsten Social-Media-Plattformen und eine der am schnellsten wachsenden. Die Nutzer können Kurzvideos erstellen und hochladen oder sich fremde Videos anschauen. Schon nach knapp 8 Jahren liegt das vom Unternehmen ByteDance unter dem Namen „Douyin“ in China gegründete soziale Netzwerk auf dem fünften Platz. Was sich moderat anhört, bedeutete im 1. Quartal 2023 weltweit 1,677 Milliarden Nutzer, wovon im Januar 2023 rund 1,051 Milliarden aktiv waren. TikTok ist inzwischen in 149 Ländern und 39 Sprachen verfügbar.
Deutschland landet in der Rangliste auf Platz 15 mit monatlich immerhin 19,51 Millionen Nutzern. Besonders beliebt ist die App bei 18- bis 24-Jährigen. In den höheren Altersgruppen nimmt die Beliebtheit deutlich ab.
Attraktive Einkommensmöglichkeiten
Die Beliebtheit resultiert aus einem starken Gemeinschaftsgefühl und dem Eindruck, man werde unabhängig von Alter und Kulturanerkannt. Zudem unterstützt die App ihre Nutzer mit komfortablen Filtern und Effekten.
Verlockend sind auch die Einkommensmöglichkeiten auf der Plattform. Mit Affiliate-Marketing, Livestreams, Sponsoring und Merchandise können volljährige TikToker hohe Einnahmen erzielen. Dabei gilt: je gefährlicher und ungewöhnlicher die aufgenommene Situation im Video, desto mehr Likes und höhere Einkünfte.
EU-Kommission sieht Jugendschutz bei TikTok kritisch
Obwohl die überwiegenden Nutzer junge Menschen sind, scheinen die Betreiber der App den Jugendschutz nicht besonders ernst zunehmen. Zu diesem Eindruck ist jedenfalls die EU-Kommission gelangt. Nach den Nutzungsbedingungen ist die App in der EU, Schweiz und Großbritannien erst ab 13 Jahren nutzbar. Erfahrungsberichte lassen jedoch eine mögliche Unwirksamkeit der Altersüberprüfungen befürchten. Über den mangelnden Jugendschutz hinaus bestehe bei Nutzung der App außerdem ggf. Suchtgefahr, wofür besonders Kinder und Jugendliche empfänglich seien.
Die EU-Kommission will weiterhin prüfen lassen, ob genug gegen die Verbreitung illegaler Inhalte und mögliche Radikalisierungsprozesse durch TikTok-Videos unternommen wird. Dabei basiert die Untersuchung auf dem Digital Services Act (DSA) der Europäischen Union, einem seit 2023 geltenden EU-Gesetz, mit dem Hass und Hetze aus dem Netz verbannt werden sollen.
Was macht das soziale Netz TikTok so gefährlich?
Der Algorithmus der chinesischen App scheint einen besonders großen Suchtfaktor zu generieren. Je nach Nutzerverhalten und allgemeinen Trends werden Benutzer automatisch in kurzen Abständen von einem Video zum nächsten geführt. Das Ergebnis: Kinder und Jugendliche rufen die App täglich bis zu 8-mal auf und verbringen ca. 90 Minuten pro Tag mit TikTok, das entspricht 45 h oder fast 2 ganze Tage pro Monat. Benutzer können sich nur widerwillig vom Smartphone lösen, da jedes interessante Video das Belohnungszentrum im Hirn stimuliert. Bisher kennt niemand außerhalb von TikTok den genauen Algorithmus, was die EU-Kommission ebenfalls kritisiert.
Videos mit kritischen Inhalten löscht TikTok sehr selten. Daher ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Nutzer aller Altersgruppen auf Videos mit Selbstverletzungen, gewaltverherrlichenden oder sexualisierten Inhalten, verstörenden Bildern aus Kriegsgebieten oder mit riskanten Challenges stoßen. Wer mit diesen Videos interagiert, bekommt immer wieder solche Inhalte angezeigt. Das gilt auch für Kinder, da die Kindersicherungen der App ohne weitere Prüfung obsolet sind, sobald beispielsweise ein Fünfjähriger sein Alter mit „18“ angibt.
Trackt TikTok sogar Tastatureingaben?
Auch die TikTok-App sammelt Daten ihrer Nutzer. Bereits bei der Einrichtung eines Benutzerkontos müssen die persönlichen Daten inklusive der Kontoverbindung angegeben werden. TikTok liest u. a. automatisch die Daten des Telefonbuchs auf dem Smartphone des neuen Nutzers aus. Aber die App geht nach Angaben von Datenschutzexperten noch weiter: Sie kann jede Tastatureingabe seiner Nutzer innerhalb der App überwachen. Dazu beinhaltet die Anmeldung in der App einen Tracking-Code, mit dessen Hilfe alle Tastatureingaben oder Bewegungen registriert werden, auch Passwörter. Diese Vorwürfe bestreitet TikTok vehement.
So machen Sie TikTok kindersicherer
Wer Kindern den Besuch auf einer Social-Media-Plattform verbietet, stößt meist auf Unverständnis und wenig Akzeptanz. Besser ist es, die Nutzung gemeinsam mit den jugendlichen TikTok-Anwendern sicherer zu machen und die Risiken zu besprechen.
Diese Möglichkeiten bietet die App:
- Account gemeinsam anlegen und Altersangabe überprüfen
- begleiteten Modus nutzen (z. B. Nutzungszeit vorgeben, Kontakte begrenzen, gefährdende Inhalte ausschließen)
- sicheres Passwort vergeben und regelmäßig ändern
- Eingeschränkten Modus nutzen, wenn Kinder bereits älter sind (schränkt nur Inhalte ein)
- Push-Benachrichtigung deaktivieren (vermeidet Störungen, wenn der Lieblings-TikToker ein neues Video postet)
- Freiwillige zeitliche TikTok-Beschränkung durch „Digital Wellbeing“
Lassen Sie sich zu Jugendschutz und Datenmissbrauch beraten
Ihr Kind bekommt trotz aller Vorsichtsmaßnahmen Videos für Erwachsene angezeigt? Sie haben den Eindruck, dass die Daten Ihrer TikTok-Nutzung oder die Ihrer Kinder missbräuchlich genutzt werden? Wenden Sie sich vertrauensvoll an unsere Experten. Wir beraten und unterstützen Sie in allen Fragen rund um den Jugendschutz im Internet, zum Datenschutz und zu anderen Rechtsgebieten, die durch eine Social-Media-App berührt werden.